Genau ein Jahr liegt zwischen den oben gemachten Fotos, welche exakt die selbe Person an der selben Stelle (der Zielgerade des Rodgau Triathlons) zeigen. Ein Jahr, in dem sich vieles geändert hat. Ein Jahr voller neuer Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse.
Meine erste komplette Triathlonsaison ist vorüber und es wird Zeit, einige Eindrücke und Erfahrungen nieder zuschreiben.
“Ein Jahr und 20 kg weniger” – so könnte eigentlich das Fazit lauten. Das würde aber den Erfahrungen, welche ich gemacht und den Erkenntnissen, die ich gesammelt habe bei Weitem nicht gerecht werden.
Es stellt sich die Frage: wo beginnen? Die Erfahrung lehrt uns, dass am Anfang zu beginnen eigentlich eine recht vernünftige Idee ist und deswegen werde ich das auch hier tun.
Als ich am 24.8.2014 morgens am Rodgauer Badesee antrat, meinen ersten Jedermanntriathlon in Angriff zu nehmen, war mir noch nicht klar, was mich erwarten und welche Konsequenzen sich daraus ergeben würden. Sechs Wochen hatte ich dafür trainiert, mir ein Rennrad geleistet, vernünftige Laufschuhe gekauft und mein Sortiment an Laufhosen und Shirts erweitert. Voller Motivation ging es nach dem Startschuss in das 17°C kalte Wasser (ohne Neopren!). Schwimmen hatte ich ja über all die Jahre nie verlernt und so konnte ich die 400m in einer für Jedermänner doch flotten Zeit von um die 7 Minuten hinter mich bringen. Es ging zum Wechsel, dann aufs Bike. Auf der 14 Kilometer langen Radrunde kam ich mir recht flott vor, bis zu dem Zeitpunkt als ich von einem Herrn auf einem Trekkingrad überholt wurde. Ein wenig kratze das schon an der Ehre, denn dafür hatte ich kein Geld in ein Rennrad investiert. Mit einem damals für mich unglaublichen Schnitt von 28 km/h beendete ich die Runde und ging auf die Laufstrecke. Im Vorfeld war ich schon ab und an mal bis zu 10 km gelaufen – und genau so fühlten sich diese 4 Kilometer an. Für meine damaligen Verhältnisse lag der Wendepunkt in weiter, weiter Entfernung. Aber ich lief durch und hatte nach 1:05 meinen ersten Triathlon als 105 von 148 gefinisht (ein furchtbarer Anglizismus, aber dass muß wohl so…). Keine Platzierung, auf die man sich wirklich was einbilden könnte und auch mein selbst gestecktes Ziel, unter einer Stunde zu bleiben,hatte ich verfehlt.
Wie auch immer: meinen ersten (Mini-)Triathlon hatte ich beendet und mich trotzdem wie ein halber Ironman gefühlt. Das Saatkorn war gesät – ich hatte mich mit dem Virus infiziert.
In der Euphorie des ersten Finishs entstanden fast schon wie selbstverständlich die Pläne für 2015. Die olympische Distanz sollte es werden – es mussten nur die passenden Wettkämpfe gefunden werden. Der erste Kandidat war mit Rodgau praktisch schon von selbst gesetzt – und bis Ende des Jahres hatte ich meinen Wettkampfplan komplett. Quarterman, City Triathlon und der Rodgau Triathlon. Ein umfangreiches Unterfangen für jemanden, der gerade erst angefangen hat.
Aber mit Meldung zu den Wettkämpfen kam die Intensivierung des Trainings ganz von selbst. Aus 3-4 Stunden die Woche wurden plötzlich um die 10-12 Stunden und noch vor Jahresende entstand ein vollständiger Trainingsplan – Umfänge und Methoden, die ich selbst in meiner Zeit als aktiver Schwimmer so nie angegangen bin.
Nebenher lief ich noch meinen ersten Halbmarathon (Die Laufsicht: 13. Lufthansa Halbmarathon) welcher als Ergebnis nicht nur die Erkenntnis brachte, was man in kurzer Zeit mit Motivation und Willen erreichen kann, sondern ebenso das Wissen, dass ich inzwischen ein doch recht passabler Läufer geworden war.
Das eigentliche “Aha”-Erlebnis sollte aber erst mit dem Quarterman in Bruchköbel kommen. Als Neuling in diesem Sport hatte ich absolut keine Ahnung, auf welche Endzeit ich denn hinarbeiten konnte oder sollte. Als meine persönliche Zielzeit rechnete ich mir also meine Zeiten für jede Disziplin aus, addiert jeweils 10% Prozent und hatte somit eine Idee, wie schnell ich den sein wollte. Geplant war für alle Wettkämpfe über die Kurzdistanz eine Zielzeit zwischen 2:45h und 2:55h (Hauptsache unter 3 Stunden). Über Platzierungen hatte ich mir nur insofern Gedanken gemacht, dass ich möglichst weit weg vom Ende der Ergebnisliste sein wollte.
Der Wettkampf selbst verlief erstaunlich gut. Ich war nach nur 15 Minuten aus dem Wasser (bis dato war ich selten schneller als 17 Minuten auf die 1000m gewesen) und auf dem Bike durfte ich das erste Mal das Gefühl genießen, kaum überholt zu werden, aber selber jede Menge Mitstreiter überholen zu können. Irgend etwas hatte ich wohl über die letzten Monate richtig gemacht.
Der 10,5 km Lauf am Ende fühlte sich (wie erwartet) eher schleppend und langsam an – dass Einzige, was darauf hinwies, dass es einigermaßen voran ging, war die Tatsache, dass mich einerseits sehr wenige Läufer überholten und ich andererseits doch noch einige Läufer überholen konnte.
Als ich im Ziel ankam, war meine Erwartung zumindest die 2:45h geschafft zu haben. Meine Frage an meine bessere Hälfte nach der aktuellen Zeit zeigte jedoch, wie sehr ich mich geirrt hatte: 2:33h! Die erste heftige Überraschung des Tages. Die nächste sollte 30 Minuten später folgen – beim Blick auf die Ergebnisliste: 23 Platz in der Gesamtwertung und dritter Platz in meiner Altersklasse AK35 – Platzierungen, die ich bisher aus meiner sportlichen Laufbahn so noch gar nicht kannte, denn eigentlich tendierte ich bei vielen meiner sportlichen Aktivitäten immer zum hinteren Mittefeld und/oder zum letzten Drittel der Ergebnisliste.
Es muss wohl kurz nach dem Quarterman gewesen sein, als in mir die Erkenntnis reifte, dass ich bei dem was ich da tue eigentlich gar nicht mal so schlecht bin. Offenbar hatte ich die Sportart gefunden, die mit meinem Hang zur extremen Sturheit am kompatibelsten ist.
Auf jeden Fall war ich nach diesem Einstieg in die Wettkampfsaison hoch motiviert für den Frankfurt City- und Rodgau Triathlon.