Die Laufsicht: Statistisches zum Jahreswechsel

Und schon wieder ist es rum – in ein paar Stunden ist 2015 Geschichte. Zeit für eine Retrospektive. Neben einer wortreichen und ausschweifenden, welche mit Sicherheit noch folgen und definitiv abseits des Sportlichen ihren Fokus haben wird, für die mir aber aktuell noch die Muße fehlt, um meine Gedanke in die Tastatur zu hacken, gibt es (wer hätte das gedacht) an dieser Stelle auch noch eben eine sportzentrisch-statistische (Anmerkung: Ihr braucht das Wort nicht zu googlen, das existiert noch nicht).

Da ich dieses Jahr bereits doch so manchen Buchstaben einer meiner Lieblingsfreitzeitbeschäftigungen gewidmet habe und sich die Zahlen vernachlässigt vorkamen, soll diesen an dieser Stelle Rechnung (höhö) getragen werden. Anstelle eines langen Textes habe ich mir einfach mal die Statistik meines Trainingstagebuches angesehen und ein wenig mit den Zahlen herum jongliert (wer Rechenfehler findet, darf sie wie immer behalten).

Insgesamt bin ich
über 1800 km gelaufen,
habe
gute 200 km im Wasser zurückgelegt
und
über 2200 km meinen Hintern auf einem Radsattel gequält (was nüchtern betrachtet deutlich zu wenig ist).

Insgesamt ergibt das eine Distanz von mehr als 4200 km. Übertragen auf kontinentale Distanzen wäre ich damit bis vor die Küste Neufundlands gelangt (oder mitten in Saudi Arabien gestrandet).

Auf dieser Strecke habe ich mehr als 28.000 Höhenmeter überbrückt (die Meisten vermutlich im Wasser 😉 ), was in Etwa dem dreifachen Weg auf den Mount Everest entspricht.

Alleine im Training habe ich über 285.000 kcal verbrannt (Ruhenergieverbrauch u.ä. nicht mitgerechnet). Das entspricht in etwa
2100 mittelgroßen Bananen (etwa 5,75 Bananen pro Tag) oder
520 Tafeln Schokolade (etwa 1,42 Tafeln pro Tag).

Umgerechnet sind das 1.192.440 Kilojoule oder 0,28 Wattstunden was wiederum etwa dem Energiegehalt von 40,7 kg Steinkohle oder 28,5 kg Erdöl entspricht.
Jeder möge selber darüber entscheiden, inwiefern ich zur Klimaerwärmung und zum finalen Hitzetod des Universums beigetragen habe.

Hinzu kommen noch etwa 1,5 Fahrradstürze und ein Monsterhämatom.

Fast immer hat es Spaß gemacht, ab und zu war es auch mal schmerzhaft und ein paar Mal sind die Beine auch einfach stehen geblieben.

Was bleibt für 2016?
Längere Distanzen, mehr Training, mehr Kilometer. Das Programm nimmt langsam Formen an. Eine vorläufige Planung ist bei A3K zu finden.

Ich wünsche Euch einen guten Rutsch und einen gelungenen Start ins neue Jahr.

Tipps For Freaks: Meine Damen und Herren, wir haben doch keine Zeit

“Wie schaffst Du das eigentlich zeitlich?” –  eine Frage, die mir in letzter Zeit zum Thema Training und wann ich trainiere des Öfteren gestellt wurde – und ein prima Anlass, eine neue Serie hier auf diesem Blog zu starten: die Tipps For Freaks.

Vorne weg sollte ich aber darauf hinweisen, dass ich dank der Möglichkeit des Homeoffices und der flexiblen Arbeitszeit zu den zeitlich privilegierten Menschen gehöre und somit mich mit einigen Problemen, die ein 8:00-17:00 Job (oder jede andere Variante der starren Arbeitszeit) mit sich bringt, nicht herumschlagen muss. Die hier vorgestellten Tipps haben dennoch Allgemeingültigkeit und finden auch in meiner Planung Ihre Anwendung.

Zuallererst muss man sich allerdings darüber klar werden, für welches Ziel man eigentlich trainieren will und auch sich selbst gegenüber bezüglich des Umfangs gnadenlos ehrlich sein. Für einen 5 km Lauf oder um einen Jedermann Triathlon zu finishen reichen sicher 2-3 Stunden Training die Woche, will man dies auch noch in einer guten Zeit erreichen können es gerne auch schon einmal 5 Stunden werden. Wenn es Richtung Halbmarathon oder Olympische Distanz geht werden auch schon mal 8-10 Stunden draus und das Projekt Halbdistanz oder Ironman erfordert mit Sicherheit eine Anzahl zweistelliger Trainingsstunden pro Woche, wenn man sich eine halbwegs vernünftige Zielzeit gesetzt hat.

Nun gilt es, diese Stunden als normaler Arbeitnehmer und Nicht-Profi irgendwie in den eigenen Wochenrhythmus zu integrieren. Drei erfolgversprechende Methoden hierfür sind

  1. Lücken finden
  2. Zeitfresser eliminieren
  3. Kompromisse schließen

Es folgt eine entsprechende detaillierte Anleitung…

1. Lücken finden

Jawoll, dazu gehören auch so unangenehme Ding wie sich Lücken zu schaffen – oder anders ausgedrückt: Wenn ich weiß, dass ich zwischen Frühstück und der Abfahrt zur Arbeit eine halbe Stunde habe, dann muss ich einfach noch eine halbe Stunde früher aufstehen und Schwupps, passt da wunderbar ein 10 km Waldlauf in die Lücke. Wer noch 10 Minuten früher aufsteht, kann danach sogar noch duschen und verärgert somit nicht die Kollegen. Zudem muss so etwas ja auch nicht jeden Tag statt finden (was nicht bedeutet, dass es das nicht kann). Und ein Runde durch den Wald ist als Start in den Tag ja sowieso nie verkehrt.
Genau so verhält es sich am Wochenende, wenn man genau weiß, dass das Familienleben erst um 10:00 Uhr startet (elende Langschläfer). Wenn man es wirklich ernst meint, quält man sich auch mal um 7:00 aus den Federn und hat dann Zeit für eine dreistündige Radausfahrt. Um den familiären Frieden mit dem Partner nicht zu gefährden sei jedem angeraten, benötigte Kleidung und Ausrüstung bereits am Vorabend bereit zu legen um den Längerschläfer nicht mit unbeabsichtigt auftretenden Räumgeräuschen aus seinem Schlummer zu reißen. Wer die Familienkompatibilität noch einmal erhöhen möchten, hält auf dem Rückweg kurz beim Bäcker und bringt die Brötchen für das gemeinsame Frühstück direkt nach Hause mit (zumindest wurde mir das nahe gelegt).
Auch die Mittagspause kann zu einer Trainingseinheit umfunktioniert werden, und unter den Kollegen finden sich mit Sicherheit ein paar motivierte Opfer Mitläufer, die sich zu einem regelmäßigen Lauftreff motivieren lassen. Es sei übrigens jedem angeraten, die Kollegen nicht gleich kaputt zu laufen, denn sonst dreht man sehr schnell seine Runden wieder alleine.
Lange Läufe kann man zudem prima zu Familienausflügen umbauen. Während ein Teil der Familie die bekannten 20 Kilometer zu einem nahe gelegenen Spielplatz, Park, Einkaufszentrum, etc. in einem gemächlichen Tempo auf dem Rad zurücklegt, kann der ambitionierte Sportler dies laufend tun. Im Sommer entsteht der nette Nebeneffekt eines Verpflegungsservices für unterwegs (vorausgesetzt man läuft nicht zu schnell und hängt seine Begleiter ab).
Letztendlich lässt sich auch der Weg zu und von der Arbeitsstelle in eine Trainingseinheit umwandeln, je nach Distanz zu einer Lauf- oder zu einer Radeinheit (Venezianer können diese gerne auch schwimmend zurücklegen).
Dies ist lediglich mit ein klein wenig organisatorischem Aufwand verbunden: Man sollte sich vorher darüber informieren, ob das eigene Büro über Duschmöglichkeiten verfügt (aus offensichtlich und oben bereits umschriebenen Gründen). Weiterhin ist es hilfreich, bürotaugliche Kleidung am Arbeitsplatz zu deponieren, um diese nicht immer mitführen zu müssen.

2. Zeitfresser eliminieren

Eigentlich ist dies viel mehr ein genereller Hinweis,über den sich jeder mal seine Gedanken machen kann oder sollte.
Wie viel Zeit verbringen wir am Tag mit Dingen wie Facebook, Youtube…hier beliebige weitere Online-Aktivitäten einsetzen… oder sitzen vor der Playstation, schreiben SMS oder kommen gerade nicht von der Couch hoch. Reicht es nicht auch, wenn man Abends nur zwei anstelle von drei Stunden vorm Fernseher hängt? Passiert es nicht jedem von uns, dass wir nur mal schnell was im Internet schauen wollten – und Schwupps, geht eine halbe Stunde ins Land.
Im Einzelnen fällt das vielen nicht auf, fünf Minuten hier, 20 Minuten da. Wenn man sich aber mal die Mühe macht, dies mit einem Werkzeug seiner Wahl (Notizblock, Excel, Abakus) aufzuaddieren, wird man feststellen, wie viel Zeit in hier in kleinen Häppchen “weg gefressen” wird.
Mit ein wenig kreativer Reorganisation wird der ein oder andere garantiert noch ein oder zwei Stunden zusammenkratzen können.

3. Kompromisse schließen

Eigentlich steht eine dreistündige Radeinheit im Plan, aber der Familienkalender sagt, es steht noch Kaffee und Kuchen bei der Oma an. Kurz nachgerechnet und erschreckt festgestellt: Es reicht nur noch für eine zweistündige Ausfahrt. Was soll man da nur machen, der Trainingsplan ist im Eimer.
Nein, ist er nicht! Unsere Ambitionen sind nicht immer mit unserem realen täglichen Leben kompatibel. Müssen sie auch gar nicht sein, wir müssen nur flexibler werden.
Wenn die drei Stunden Grundlagen gerade nicht passen, dann werde es halt nur zwei. Ein Blick in den Kalender wird schon zeigen, wann dann die lange Tour nachgeholt werden kann. Manchmal ergeben sich die Möglichkeiten auch kurzfristig. “Du, ich habe mich heute Nachmittag mit einer Freundin verabredet, passt das?” – “Kein Problem, Du findest mich dann in meinem Sattel”.
Das mag nicht jedem Trainingsplan-Fetischisten passen (“Grummel, Abweichungen bringen alles durcheinander”), ist aber für jeden der nicht Profi ist und ein reguläres Leben führt, Alltag. Dann muss halt mal das Intervalltraining vorgezogen werden, weil es zeitlich nicht anders in den Plan passt.
Letztendlich ist “ein bisschen trainiert” immer noch besser als überhaupt nicht trainiert. Jeder sollte also für Kompromisse offen sein.

Fazit

Die Möglichkeiten, die ich hier vorgestellt habe, werden mit ziemlicher Sicherheit so nicht für jeden zutreffen – aber sie bieten Ansatzpunkte welche man nutzen kann, um selber eine Strategie zu entwerfen, wie man die Zeit, die man für seine selbst gesteckten Ziele benötigt, “zusammenkratzen” kann.
Ich selber habe es geschafft mir so 10-12 Stunden in der Woche für Training freizuräumen, wenn ich sie benötige, ohne dass ich auf viele meiner Gewohnheiten verzichten muss.
Ich denke, wenn man sich für den Sport entscheidet, dann weiß man, dass man hinein investieren muss (vor allem zeitlich). Dem entsprechend sollte es einen auch weniger stören, wenn dafür andere und/oder alte Gewohnheiten ein wenig kürzer treten müssen.
Wir sind alle keine Profis – unser Leben hängt nicht von unserem Sport ab. Wir haben den Luxus selbst entscheiden zu können, wie viel oder wie wenig wir Sport in unser tägliches Leben einbauen wollen und können. Wie bei vielen anderen Dingen im Leben entscheidet hier wohl auch das richtige Augenmaß.

Die Laufsicht: Ein Jahr Swim-Bike-Run Teil 2

Lehrjahre sind keine Herrenjahre – so sagt man jedenfalls. Auch mir sollte nach dem ersten Hoch und den ersten Schritten in meiner neu entdeckten Sportart die Weisheit dieser Sentenz vor Augen geführt werden.

Nach den kleinen Erfolgen beim Quarterman wurden die Ziele für das erste große Event, den Frankfurt City Triathlon, natürlich nach oben geschraubt. Von einer Zielzeit zwischen 2:45h und 2:55h sollte keine Rede mehr sein, vielmehr wollte ich die 2:30h angreifen. Die Voraussetzungen, so glaubte ich, hätten dort nicht besser sein können: eine pfannkuchenflache Radstrecke und eine voll asphaltierte Laufstrecke durch die Frankfurter Innenstadt ohne nennenswerte Höhenmeter. In der Realität gestaltete sich dies allerdings ein wenig anders.
War ich von meinen bisherigen drei Teilnahmen an Triathlonveranstaltungen eher eine unkomplizierte Organisation gewöhnt, so entwickelte sich diese in Frankfurt zu einem ernsthaften Marathon. Freitag Nachmittags galt es die Startunterlagen so wie die Wettkampfbesprechung in der Frankfurter Börse mitzunehmen, Samstags sollte das Rad eingecheckt und für Sonntag musste noch der An- und Abtransport organisiert werden.
Die erste ernüchternde Überraschung erfolgte beim Einchecken des Fahrrads am Samstag Nachmittag. Dass es sich bei der Wechselzone nicht um den üblichen Irrgarten aus Eisengestellen und Bikes handeln würde, war uns bereits im Vorfeld (oder spätestens nach der Wettkampfbesprechung) klar. Aber das der Weg vom Wasser zum Bike eher die Länge einer Laufstrecke bei einem Jedermann-Triathlon entsprach, ernüchterte schon – vor allem als in mir die Erkenntnis reifte, dass ich eine hierfür entscheidende Fähigkeit im Training und in der Wettkampfvorbereitung überhaupt nicht trainiert hatte: das Aufsteigen auf das Rad mit bereits an den Pedalen eingeklinkten Schuhen.
Dies sei dem Sportunkundigen kurz erklärt: Die Wettkampfordnung will es, dass die Radschuhe entweder direkt am Rad fest eingeklinkt in der Wechselzone warten, oder das diese nach dem Verlassen des Wassers und dem Umziehen an den Füßen zu tragen sind. Ein Mitführen der Schuhe in den Händen führt umgehend dazu, vom Kampfrichter ins Umkleidezelt zurückgeschickt zu werden (gerne auch kurz bevor man das eigene Rad erreicht hat).
Ich entschied mich konsequenter Weise für die Variante des Holzschuhtanzes (einen halben Kilometer mit Radschuhen über Stock und Stein holpern) um der möglichen Peinlichkeit vorzubeugen, mich vor versammelter Zuschauerschaft beim Versuch mit bereits eingeklinkten Schuhen auf mein Bike zu steigen, ausgiebig lächerlich zu machen. Ein von einem solchen Sturz angekratztes Ego dämpft die Motivation in diesem Moment doch ganz ungemein.
Nachdem am Samstag auch das Transport-Problem gelöst war (vielen Dank nochmal an Tonys Bruder, der uns von hinten durch die kalte Küche an den Langener Waldsee gefahren hat) standen wir (Tony und ich) also am Sonntag Morgen bereit, uns in das Getümmel und auf die insgesamt 56,5 Kilometer zu werfen.

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Bei einer offiziell gemessenen Wassertemperatur von 21,9°C (Neo erlaubt) fand ich mich recht schnell in einem Haufen Wurstpellen-Schwimmern wieder. Da meine persönliche Temperatur-Schwelle für das Anlegen der Pelle bei 19,9°C liegt, gehörte ich auch an diesem Tag zu der kleinen Randgruppe der “fast nackig” Schwimmer. Zum Start wurden die “Hells Bells” von AC/DC geläutet und ab ging es in die Waschmaschine – 1,5 km im Langener Tümpel. Hier gewann ich die Erkenntnis, dass sich das erste Motivationsloch bereits nach 200-300m einstellen kann. Im Gegensatz zum Schwimmen im Becken liegen die Orientierungspunkte weit auseinander und wollen auf den ersten Metern auch nicht wirklich näher kommen (“Wie, noch 5 mal die gleiche Strecke???”). Es galt also für mich, meinen Rhythmus zu finden und mich aus der Gruppe freizuschwimmen um möglichst die obligatorischen Unterwasserkämpfe zu vermeiden. Nach 700m war dann der Rythmus und die Motivation da und ich konnte mein Tempo bis zum Ende durchschwimmen – sogar das ein oder andere Temposcharmützel konnte ich mir erlauben.
Der Ausstieg gelang gut, mein selbst deponierter Wechselbeutel war schnell gefunden und ab ging es ins Umkleidezelt. Da ich mir den Neo erspart hatte, galt es für mich nur die Socken und Radschuhe anzuziehen, die Schwimm-Utensilien im Beutel zu verstauen und diesen in der “Drop-Off” Zone abzuwerfen. Es folgte der besagte “Holzuschuhtanz” bei dem ich mir schwor, dass ich in der nächsten Saison definitiv das professionelle Auf- und Absteigen auf das Rad in meinem Trainingsplan einbauen würde.

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Erstaunlicher Weise erwies sich die eigentlich so flache Radstrecke als gefühlt gar nicht so flach. Nach Höhenprofil sollte es die ersten 10 km über die Kennedy-Allee nach Sachsenhausen kontinuierlich leicht bergab gehen. Dem war subjektiv nicht so. Vielmehr hatte ich es vorher noch nie als so anstrengen empfunden, nur kerzengeradeaus zu fahren. Erst nach 15 km kam die Beine langsam in Tritt und sollten es irgendwie noch schaffen, einen Schnitt von fast 35 km/h auf die 45 km auf den Asphalt zu pedalieren.
Der abschließende 10 km Lauf brachte die Erkenntnis, das die Frankfurter Innenstadt einfach kein Ort für mich ist, an dem ich gerne renne. Häuserfassaden sind eintönig und nicht nur die Kaugummi-Reste auf den Kacheln der Zeil lassen sich die Strecke in eine unendliche Länge ziehen.
Mein Ziel, die gesamte Distanz unter 2:30h zu laufen, habe ich um 10 Minuten verfehlt.

Nach dem ersten Frust und einer etwas nüchterneren Betrachtung des Ganzen kann ich aber im nachhinein trotzdem sagen, dass der Wettkampf mehr positive als negative Eindrücke bei mir hinterlassen hat. Es gab viel zu lernen für zukünftige Vorhaben und objektiv gesehen war weder die Zeit noch die Platzierung im ersten Drittel der Gesamtwertung wirklich schlecht. Ob ich noch einmal bei dieser Veranstaltung antreten werde sei dahin gestellt – dafür hat mich die Atmosphäre einfach nicht genug gepackt.
Es ist einfach eine Tatsache, dass beim Triathlon nicht alleine die Distanz über die Zeit entscheidet. Die Rahmenbedingungen wie Wetter, Wechselzone, Gelände und Mitstreiter sind einflussreiche Faktoren bei der Jagd nach der eigenen Bestzeit und nur, weil diverse Wettkämpfe die Streckenbezeichnung “Kurzdistanz” oder “olympische Distanz” verwenden, heißt das noch lange nicht, dass sich diese Wettkämpfe auch nur annährend gleichen müssen.

Anmerkung: Auch beim letzten Wettkampf der Saison in Rodgau habe ich die angepeilte Marke von 2:30h wieder knapp um 3 Minuten verfehlt. Ärgerlich aber nicht tragisch. Noch nicht erreichte Ziele halten die Motivation hoch – und wer weiß, vielleicht erreiche ich eben diese in der nächste Saison als “Nebenprodukt” meines Weges zur Mitteldistanz.

Die Laufsicht: Ein Jahr Swim-Bike-Run Teil 1

Genau ein Jahr liegt zwischen den oben gemachten Fotos, welche exakt die selbe Person an der selben Stelle (der Zielgerade des Rodgau Triathlons) zeigen. Ein Jahr, in dem sich vieles geändert hat. Ein Jahr voller neuer Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse.
Meine erste komplette Triathlonsaison ist vorüber und es wird Zeit, einige Eindrücke und Erfahrungen nieder zuschreiben.

“Ein Jahr und 20 kg weniger” – so könnte eigentlich das Fazit lauten. Das würde aber den Erfahrungen, welche ich gemacht und den Erkenntnissen, die ich gesammelt habe bei Weitem nicht gerecht werden.
Es stellt sich die Frage: wo beginnen? Die Erfahrung lehrt uns, dass am Anfang zu beginnen eigentlich eine recht vernünftige Idee ist und deswegen werde ich das auch hier tun.

Als ich am 24.8.2014 morgens am Rodgauer Badesee antrat, meinen ersten Jedermanntriathlon in Angriff zu nehmen, war mir noch nicht klar, was mich erwarten und welche Konsequenzen sich daraus ergeben würden. Sechs Wochen hatte ich dafür trainiert, mir ein Rennrad geleistet, vernünftige Laufschuhe gekauft und mein Sortiment an Laufhosen und Shirts erweitert. Voller Motivation ging es nach dem Startschuss in das 17°C kalte Wasser (ohne Neopren!). Schwimmen hatte ich ja über all die Jahre nie verlernt und so konnte ich die 400m in einer für Jedermänner doch flotten Zeit von um die 7 Minuten hinter mich bringen. Es ging zum Wechsel, dann aufs Bike. Auf der 14 Kilometer langen Radrunde kam ich mir recht flott vor, bis zu dem Zeitpunkt als ich von einem Herrn auf einem Trekkingrad überholt wurde. Ein wenig kratze das schon an der Ehre, denn dafür hatte ich kein Geld in ein Rennrad investiert. Mit einem damals für mich unglaublichen Schnitt von 28 km/h beendete ich die Runde und ging auf die Laufstrecke. Im Vorfeld war ich schon ab und an mal bis zu 10 km gelaufen – und genau so fühlten sich diese 4 Kilometer an. Für meine damaligen Verhältnisse lag der Wendepunkt in weiter, weiter Entfernung. Aber ich lief durch und hatte nach 1:05 meinen ersten Triathlon als 105 von 148  gefinisht (ein furchtbarer Anglizismus, aber dass muß wohl so…). Keine Platzierung, auf die man sich wirklich was einbilden könnte und auch mein selbst gestecktes Ziel, unter einer Stunde zu bleiben,hatte ich verfehlt.
Wie auch immer: meinen ersten (Mini-)Triathlon hatte ich beendet und mich trotzdem wie ein halber Ironman gefühlt. Das Saatkorn war gesät – ich hatte mich mit dem Virus infiziert.

In der Euphorie des ersten Finishs entstanden fast schon wie selbstverständlich die Pläne für 2015. Die olympische Distanz sollte es werden – es mussten nur die passenden Wettkämpfe gefunden werden. Der erste Kandidat war mit Rodgau praktisch schon von selbst gesetzt – und bis Ende des Jahres hatte ich meinen Wettkampfplan komplett. Quarterman, City Triathlon und der Rodgau Triathlon. Ein umfangreiches Unterfangen für jemanden, der gerade erst angefangen hat.
Aber mit Meldung zu den Wettkämpfen kam die Intensivierung des Trainings ganz von selbst. Aus 3-4 Stunden die Woche wurden plötzlich um die 10-12 Stunden und noch vor Jahresende entstand ein vollständiger Trainingsplan – Umfänge und Methoden, die ich selbst in meiner Zeit als aktiver Schwimmer so nie angegangen bin.
Nebenher lief ich noch meinen ersten Halbmarathon (Die Laufsicht: 13. Lufthansa Halbmarathon) welcher als Ergebnis nicht nur die Erkenntnis brachte, was man in kurzer Zeit mit Motivation und Willen erreichen kann, sondern ebenso das Wissen, dass ich inzwischen ein doch recht passabler Läufer geworden war.

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Das eigentliche “Aha”-Erlebnis sollte aber erst mit dem Quarterman in Bruchköbel kommen. Als Neuling in diesem Sport hatte ich absolut keine Ahnung, auf welche Endzeit ich denn hinarbeiten konnte oder sollte. Als meine persönliche Zielzeit rechnete ich mir also meine Zeiten für jede Disziplin aus, addiert jeweils 10% Prozent und hatte somit eine Idee, wie schnell ich den sein wollte. Geplant war für alle Wettkämpfe über die Kurzdistanz eine Zielzeit zwischen 2:45h und 2:55h (Hauptsache unter 3 Stunden). Über Platzierungen hatte ich mir nur insofern Gedanken gemacht, dass ich möglichst weit weg vom Ende der Ergebnisliste sein wollte.
Der Wettkampf selbst verlief erstaunlich gut. Ich war nach nur 15 Minuten aus dem Wasser (bis dato war ich selten schneller als 17 Minuten auf die 1000m gewesen) und auf dem Bike durfte ich das erste Mal das Gefühl genießen, kaum überholt zu werden, aber selber jede Menge Mitstreiter überholen zu können. Irgend etwas hatte ich wohl über die letzten Monate richtig gemacht.
Der 10,5 km Lauf am Ende fühlte sich (wie erwartet) eher schleppend und langsam an – dass Einzige, was darauf hinwies, dass es einigermaßen voran ging, war die Tatsache, dass mich einerseits sehr wenige Läufer überholten und ich andererseits doch noch einige Läufer überholen konnte.
Als ich im Ziel ankam, war meine Erwartung zumindest die 2:45h geschafft zu haben. Meine Frage an meine bessere Hälfte nach der aktuellen Zeit zeigte jedoch, wie sehr ich mich geirrt hatte: 2:33h! Die erste heftige Überraschung des Tages. Die nächste sollte 30 Minuten später folgen – beim Blick auf die Ergebnisliste: 23 Platz in der Gesamtwertung und dritter Platz in meiner Altersklasse AK35 – Platzierungen, die ich bisher aus meiner sportlichen Laufbahn so noch gar nicht kannte, denn eigentlich tendierte ich bei vielen meiner sportlichen Aktivitäten immer zum hinteren Mittefeld und/oder zum letzten Drittel der Ergebnisliste.

Es muss wohl kurz nach dem Quarterman gewesen sein, als in mir die Erkenntnis reifte, dass ich bei dem was ich da tue eigentlich gar nicht mal so schlecht bin. Offenbar hatte ich die Sportart gefunden, die mit meinem Hang zur extremen Sturheit am kompatibelsten ist.
Auf jeden Fall war ich nach diesem Einstieg in die Wettkampfsaison hoch motiviert für den Frankfurt City- und Rodgau Triathlon.

Die Laufsicht: 13. Lufthansa Halbmarathon

Auch wenn es ein bisschen verspätet sein mag: mit einem Laufbericht und einer Nachlese zum 13. Lufthansa Halbmarathon möchte ich mit der Blog-Kategorie “Laufsicht” starten, in welcher ich Erfahrungen zu Laufveranstaltugen aus der Ego-Shooter-Perspektive zum Besten geben werde.

Für so ziemlich jede Erfahrung im Leben gibt es ein erstes Mal, und wie bei jedem ersten Mal ist es vollkommen in Ordnung auch vor seinem ersten Halbmarathon ein wenig ausgesprochen nervös zu sein. Dies musste in der Woche vor dem Rennen vor Allem die Holde (also Ramona) ertragen, war diese Nervosität doch gepaart mit schweren Entzugserscheinungen resultierend aus der selbst auferlegten Tapering-Phase in Kombination mit einem freiwilligen Verzicht auf all zu zuckerhaltigen Süßkram (vornehmlich Schokolade).

Auch die wohl vor einem solchen Rennen üblichen Mini-Wehwehchen ließen nicht lange auf sich warten: Plötzlich auftretenden Schmerzen im Knie oder im Fuß, etc. usw… Wer genauere Details hierzu braucht, muss sich nur bei einer beliebigen Laufveranstaltung in den Startblock stellen und die Ohren aufsperren: “Blubber-blah …Achillessehne … blah-blubber … Lendenwirbel… blubber-blah….  Kniescheibe.” Man lernt schon sehr früh in seiner Läuferkarriere, dass dieses Gejammer ein festes Ritual in der Vorbereitung zu einem Lauf bis hin zur Startlinie darstellt und nicht wirklich die eigentlichen körperlichen Verfassung der Läufer widerspiegelt.

Streckenplan-Lufthansa-Halbmarathon

Trotz all dieser Widrigkeiten standen Sportsfreund Tony und ich am 8. März pünktlich um kurz vor 10:00 Uhr bei klarem aber kalten 10°C am Start an der Commerzbank Arena.  Laut Wettervorhersage sollte die Temperatur im Laufe des Vormittags bis auf 20°C steigen, dementsprechend hatte ich optimistisch die Variante mit kurzer Laufbekleidung gewählt.
Als nächstes stellte sich die Frage: “Welcher Startblock?” Meine angepeilte Zielzeit bei Meldung war eigentlich 1 Stunde und 50 Minuten, aber nach den Trainingsergebnissen der letzten Wochen wusste ich, dass es schneller gehen sollte. Eventuell sollte ich doch den Startblock mit der Zielzeit 1:35 – 1:45 wählen. Was aber, wenn die Beine nicht mehr wollten? Die Blöße am Ende Spazieren gehen zu müssen wollte ich mir eigentlich nicht geben. Letztendlich musste ein Kompromiss herhalten: wir sortieren uns im Startblock mit der Zielzeit 1:45 – 1:55 recht weit vorne ein, mit der Option nach vorne wegzulaufen.

Pünktlich um 10:00 Uhr viel der Startschuss für die Eliteläufer (wie auch immer es gelingen mag, 21 km in knapp über einer Stunde zu rennen) und jeweils mit wenigen Minuten Abstand für die jeweiligen Zielzeit-Startgruppen. Bei mehr als 4000 Startern ist dies ein durchaus sinnvolles Vorgehen, vermeidet man doch somit das Gedränge kurz hinter der Startlinie und die daraus resultierenden Überholschwierigkeiten, welche gerade bei diesem Lauf aufgrund des Durchquerens einer engen Unterführung kurz nach dem Stadion zu unschönen Situation führen könnten.
Jetzt hieß es: Konzentration, nicht zu schnell los laufen, Rhythmus finden. Im Gegensatz zu 90% der Mitläufer, laufe ich Wettkämpfe immer ohne Uhr (bzw. maximal mit den Uhren, welche sich an der Strecke so finden, wie bei Bahnhaltestellen, Kirchtürmen, usw.), muss mich beim Finden meiner Geschwindigkeit also rein auf meine Körpergefühl verlassen. Raus aus dem Stadion und dann die Flughafenstrasse runter. Hier zeigte sich dann auch, dass sich bei vielen Mitläufern die Vorstart-Nervosität wohl gelegt hatte, denn gleich dutzendfach verschwanden die Kollegen in den angrenzenden Gebüschen um ihren Flüssigkeitshaushalt zu (de)regulieren. Vermutlich sind dies die Momente, wo der Laufsport ökologisch bedenklich wird (vom vermehrt unkontrolliertem Kohlendioxidaustoß mal abgesehen).

Lufthansa Halbmarathon 2015
Weiter ging es durch die Bürostadt in Richtung Mainufer – und schon auf den ersten drei Kilometern hörte man so machen Mitläufer röcheln wie einen präfinalen Darth Vader. An der Stelle stellt sich einem dann immer wieder die Frage: “Ist das Gesund, wenn man schon nach drei Kilometern auf der letzten Rille keucht und noch 18 weitere Kilometer vor sich hat?” Aber bei wie so vielen Dingen muss dass wohl jeder für sich selber entscheiden.
Die Temperaturen stiegen noch beständig fröhlich vor sich hin und so ging es in anständigem Tempo und bei knapp 18°C zwischen den Gebäuden der doch recht unspektakulären Bürostadt entlang und Richtung Mainufer weiter. Ein gelegentlicher Abgleich mit Tonys Uhr ergab: bisher hatten wir bei jedem Kilometer mit kaum merklicher Abweichung fast punktgenau immer die 5 Minuten getroffen – schneller und bei Weitem weniger anstrengend, als ich erwartet hatte.
Gerade für das Training im Triathlon heißt es ja: lerne Dich jeden Tag neu kennen – und genau dies schien mir gerade an dieser Stelle zu passieren. Bis zu diesem Punkt war mir nie klar, dass meine Beine so etwas wie einen eingebauten Tempomat mit Energieeffizienzkontrolle besitzen. Ab Kilometer Vier beschlossen sie zumindest von selber in genau diesem Tempo zu laufen (5 min/km) und dies bis zum Ende auch nicht mehr ändern zu wollen. Die Durchgangszeit bei Kilometer 10 am Eisernen Steg war ziemlich genau 50 Minuten – und erstaunlicherweise war ich weder außer Atem noch zeigten sich sonst irgendwelche bekannten Ermüdungserscheinungen. Es folgte der Teil durch Sachsenhausen über die Möhrfelder Landstrasse bis hin zur Isenburger Schneise. An dieser Stelle wird die ansonsten sehr angenehme Strecke doch ein wenig gemein: Kilometer um Kilometer läuft man kerzengeradeaus vom eigentlichen Ziel in der Commerzbank-Arena weg auf einen Wendepunkt zu, während auf der anderen Strassenseite einem bereits die Scharen der Läufer wieder entgegenkommen. Zudem ist dies der einzige Teil der Strecke, an dem es beständig (aber nicht sichtbar) leicht bergauf geht und die Beine einem dann doch melden, dass sie schon 15 Kilometer hinter sich haben, und man sich eventuell überlegen könnte, ob es denn nun nicht genug sei. Aber wie wir alle irgendwann mal gelernt haben: Wo es hinauf geht, muss es auch wieder hinunter gehen. Nach dem Wendepunkte konnte ich die Beine wieder ein wenig schneller laufen lassen und den Kilometerschnitt halten.
Bei Kilometer 18 schließlich musste wollte Tony noch einen Sprint einlegen (oder es zumindest versuchen) während ich meine Pace beibehielt.
Es blieb letztendlich nur noch der Weg durch den Stadtwaldt über die Otto-Fleck-Schneise zum Stadion zurück. “Nur noch”…denn irgendein geistig umnachteter Architekt musste bei Kilometer 19 noch ein Brücke vor das Stadion bauen und somit wohl auch den steilsten Anstieg (wenn man von so etwas bei einer Brücke sprechen kann) genau vor den letzten Kilometer platzieren.
Ein Hinweis für jeden, der den Halbmarathon ebenfalls laufen will: Ihr könnt das Stadion zwar sehen, wenn Ihr über die Brücke seit, aber bis zum Ziel ist es ein verdammt langer letzter Kilometer, der sich so anfühlen wie fünf – eine komplette Runde ums Stadion. Der Kopf hat bereits an die Beine signalisiert, dass sie nahe am Ziel sind und diese glauben ihm natürlich (elende Mitläufer). Hier heißt es einfach Zähne zusammenbeißen und durch.
Genau dies tat ich auf dem letzten Kilometer…einfach durch. Die Lunge hätte an diesem Tag vermutlich sogar einen Marathon hergegeben, die Beine waren mit den 21 Kilometer gut bedient.
Kollege Tony hatte sich mit dem Sprint noch eine gute Minute Vorsprung erlaufen. Letztendlich stand am Ende für mich eine 1:45,32h (deutlich unter der selbst gewählten Zielzeit) zu Buche und ein Platz im ersten Drittel des Teilnehmerfeldes: 1527er bei über 4600 Läufern, es geht durchaus schlechter. Zudem die Erkenntnis, dass ein Halbmarathon mit einer vernünftigen Zeit zu beenden bei gutem Training kein Hexenwerk ist und vor allem richtig Spaß machen kann.

Es müssen also neue Ziele her: Zielzeit für den nächsten Halbmarathon – 1:39h oder schneller.