Das Wahrheitsministerium warnt: Vorsicht, freilaufende Fake-News

Da ist sie auch schon, die erste politische Sau, die 2017 durchs Dorf getrieben werden kann: Fake-News, der Untergang des Abendlandes und aktuell wohl eine der größten Gefahren für das Allgemeinwohl, welcher sofort und mit gar furchtbaren Konsequenzen gesetzlich begegnet werden muss…sagen einschlägige Politiker.
Und wenn einschlägige Politiker – wie Frau Kühne-Hörmann – so etwas sagen, dann wird es Zeit, mal wieder einen Blick auf das politisch unentdeckte Neuland “Internet” zu werfen.

Ein Gesetzentwurf zur Bekämpfung “manipulativer Kommunikation im Internet”, so schwebt es den Landesregierungen in Hessen, Sachsen-Anhalt und Bayern vor. Darin sind unter anderem der Vorschlag enthalten, das Eindringen in fremde Computersystem auch ohne Verursachen von Schaden unter Strafe zu stellen (oha, welch grandiose Idee), ebenso wie die Verwendung sogenannter Social Bots oder Social Bots-Netzwerken. Wer sich das gesamte Machwerk antun möchte, dem kann hier geholfen werden.
Bisher war ich immer der Meinung, dass ein Eindringen in fremde Computer oder Netzwerke auch so schon eine strafbare Handlung darstellt (§ 202a StGB – Ausspähen von Daten), lag damit aber ein wenig daneben. Wenn man nämlich die Augen zu macht und sich nichts von dem anschaut, was da so auf dem anderen System rum dümpelt, so ist das noch nicht illegal. Will ich das System kompromittieren und für schadhafte Zwecke einsetzen, kommt man aber überhaupt nicht drum herum in irgend einer Form mit irgend welchen Daten auf dem anderen System herumspielen zu müssen, wird sich also auch ohne diese Gesetzesänderung strafbar machen. Und inwiefern diese Idee Fake-News bekämpfen soll, bleibt wohl der Obrigkeit ihr kleines Geheimnis.
Nicht viel anders verhält es sich mit dem unter Strafe stellen der Verwendung von Social Bots in den einschlägigen Netzwerken. Die meisten Sozialen Netzwerke verbieten bereits den Einsatz eben solcher in ihren AGB, wie allgemein bekannt mit riesigem Erfolg [IRONIE OFF]…
Ich habe keine Ahnung, wie sich die hessische Justizministerin oder irgend jemand aus den Kreisen der Neuland-Expeditionsteilnehmer einen Social Bot vorstellt, aber es handelt sich in den meisten Fällen nicht um irgend ein kleines elektronisches Männchen, dass bei einem Fake-News Verbreiter im Keller sitzt und das man beschlagnahmen könnte. Genau genommen ist die Technologie ja nicht einmal irgendwie groß geheim oder gar bösartig, denn auf etlichen Plattformen existieren Social Bots ganz legal und werden sinnvoll eingesetzt, zum Beispiel in Chats zur Unterstützung von Moderatoren, um auf immer wiederkehrende Fragen zu antworten, als technischer Support, etc.
Der Social Bot wird also nur zu einem Problem, wenn er ganz gezielt zur Manipulation eingesetzt wird und strafbar macht sich der “Bot-Herr” auch nur dann, wenn eben diese Manipulation gesetzeswidrig ist.
Von einem technischen Standpunkt aus betrachtet sind diese Gesetzes-Vorschläge also ziemliches Gemüse und dürften darauf begründet sein, dass für die meisten Herrschaften in den Bundes- und Landtagssausschüssen, dass Internet immer noch so ein Ding ist, das  aus einem Kabel in der Wand kommt (wie Fernsehen, nur in beide Richtungen).

Kommen wir zu der viel interessanteren Frage, was eigentlich Fake-News sein sollen, warum sie (angeblich) ein Problem sind und was man dagegen tun könnte.
Die einfachste Form der Fake-News in freier Wildbahn ist wohl die Behauptung einer falschen Tatsache, beliebig mit falschen Quellen gewürzt oder irgendwelchen abstrusen Statistiken oder ominösen Untersuchungen unterlegt.
Auch wenn der Begriff “Fake-News” suggeriert, dass dies ein neumodisches Phänomen aus diesem seltsamen Internet sein soll, so gab es die Fake-News eigentlich schon immer, wenn auch weniger zugänglich, dafür aber auch weniger flüchtig. Seien es Flyer irgendwelcher politischen (oder anderer xyz-) Aktivisten, mit denen man in Fußgängerzonen versucht (hat), Meinung zu machen, Broschüren, Graffitis, gezielt gestreute Gerüchte, die sich dann über Hörensagen verbreitet haben und nachgebrabbelt wurden, fehlerhafte Informationen waren immer Teil in der breiten gesellschaftlichen Meinung.
Durch soziale Medien ist es nur viel bequemer geworden, diese unter das Volk zu bringen. Das mühselige “Handverteilen” solcher Informationen kann jetzt bequem von der Tastatur aus erledigt bzw. automatisiert werden.
Die etwas komplexere Form der Fake-News ist der Fakten-Remix, also das Umordnen oder neu anordnen kontextueller Bestandteile von Nachrichten (man nehme Meldung X, gebe einen ordentlichen Schuss von Statistik Y hinzu und rühre ein paar aus dem Kontext gerissene Zitate glaubhafter Prominenter – zum Beispiel Kabarettisten oder Schauspieler – darunter). Jeder einzelne Bestandteil an sich mag richtig sein, in der Zusammenführung ergeben sie jedoch ein bewusst falsches Bild (Beispiele sind im Brexit- oder Trump-Wahlkampf in Massen zu finden).

Und all dies soll per Gesetzen jetzt unterbunden werden. Stellt sich die Frage: Wie soll das  funktionieren? Ein bisschen weiter gedacht, und schon stellen sich einem die Nackenhaare auf. Technisch mag es möglich sein, Fake-News zu verfolgen und auszusieben. Aber wer gibt die Regularien vor, nach denen solche Meldungen “ausgefiltert” werden sollen, wer überprüft und wer vollstreckt?
Der Schritt zu einem Wahrheitsministerium in welchem Informationen in “ordentlich” und “unangemessen” eingeteilt werden, ist erschreckend kurz.
Wenn man sich vor Augen führt, wie oft ein Beitrag des Postillions für Bare Münze genommen wird, wie oft bewusst satirische Falschmeldungen als “reale” News geteilt werden, dann wird einem sehr schnell klar, an welchen Grundpfeilern hier gesägt wird. Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit eine Meldung wirklich als Fake abgestempelt werden kann? Werden die Menschen, die den etablierten Medien sowieso nicht glauben, durch das Unterdrücken von Falschmeldungen und Fake-News plötzlich geläutert und lassen sich überzeugen, dass die Lügenpresse gar nicht so Lügenpresse ist, wie sie es gerne hätten? Ich glaube nicht.

Ich denke, dass hier wie so oft die Katze von der falschen Seite aus gesattelt wird. Anstelle eines Gesetztes zur Bekämpfung von Symptomen wäre es wohl eher hilfreich, wenn sich der eine oder andere Volksvertreter die Frage stellen würde, warum Fake-News in einer solchen Breite auf fruchtbaren Boden fallen.
Allgemein wurde bei vielen politischen Parteien dem Begriff Glaubwürdigkeit maximal ein Nischen-Dasein gewährt. Das die “Was kümmert mich mein Geschwätz von Gestern”-Mentalität irgendwann an ihre Grenzen stoßen würde, ist dabei nur natürlich, ebenso wie die Tatsache, dass es nur zweitrangig ist, was ein Politiker / eine Regierung / eine Bewegung erreicht hat oder auch nicht. Glaubwürdigkeit bekommt man nicht geschenkt, Glaubwürdigkeit muss man sich aktiv erarbeiten.
Fake-News funktionieren aus Mangel an guten Alternativen. Jeder glaubt, was ihm am plausibelsten erscheint und wenn jemand es nicht schafft, seine Informationen glaubhaft zu vermitteln, macht er es den Gerüchtestreuern nur einfacher.
Das sich diverse Ministerien, Behörden, Nachrichtenagenturen und auch die Öffentlich-Rechtlichen gerade in den letzten Jahren nicht immer mit Ruhm bekleckert haben, ist denke ich keine neue Erkenntnis. Sätze wie “Teile der Antwort würden die Bevölkerung verunsichern” oder Meldungs-Desaster wie die letztjährige Kölner Silvesternacht mit all dem Vor- und Zurückgerudere sind da nur die Spitze des Eisberges. Gute und qualitativ hochwertige Inhalte sind wichtig, aber man muss sie auch vermitteln können und an dieser stelle krankt es aktuell ganz gemein.
Diese Problem wird aber definitiv nicht dadurch gelöst, dass man alle anderen (falschen) Mitteilungen versucht strafrechtlich zu eliminieren, denn dadurch allein ist man immer noch nicht in der Lage, die vielleicht eigenen guten Inhalte glaubhaft an das Volk zu bringen. Eher im Gegenteil, man spielt den Lügenpresse-Rhetorikern sogar noch in die Karten.

Die Message, die von einem Gesetzt zur Bekämpfung von Fake-News ausgeht ist ziemlich eindeutig: Wir haben Angst, dass Ihr irgend welchen abstrusen Behauptungen, die nicht mal nachprüfbar sind, mehr glaubt, als uns.
Wäre es nicht mal an der Zeit, über diesen Umstand nachzudenken?

Post~Fuck~Tisch oder warum eigentlich alles so ist wie immer

2016 neigt sich dem Ende entgegen, ein weiteres Jahr in dem die Berufsempörten empört sein durften, die Populisten populistisch, diverse Parteien die Kunst des Trollens auf völlig neue Ebenen gehoben haben und selbst die stümperhaftesten Despoten immer noch jemanden finden konnten, der Verständnis für sie aufbringt. Zeit, sich dem ganzen mal retrospektiv zu widmen.

Ich gestehe, dass es mir immer schwerer fällt mich hier (oder auch sonst wo) politisch oder gesellschaftskritisch zu äußern, was jedoch nicht daran liegt, dass ich mir keine Gedanken machen würde oder nichts mehr zu sagen hätte. Vielmehr lässt es sich frei nach Malmsheimer formulieren: “Es liegt mir einfach nicht, mich mit repetitiven stumpf-stupiden Sachverhalten auseinanderzusetzen.” Nüchtern betrachtet war 2016 nicht anders als 2015 als 2014 als…Naja, eigentlich wie immer. Welche Tatsachen sind es also, über die man aus meiner Sicht für das vergangene Jahr rekapitulieren sollte?

Fangen wir am Besten hinten an: Das Wort des Jahres ist bekanntlicher Weise “postfaktisch” – meiner Meinung nach mit der größte Kokolores, der in den letzten zwölf Monaten sprachlich produziert wurde, und dass will für das vergangene Jahr schon Einiges heißen…irgend etwas “post” zu nennen, dass klingt hipp und irgendwie auch intellektuell – da kann sich jeder Möchtegern-Gesellschaftskritiker drauf einen von der Palme wedeln, wenn er oder sie es schafft, diese Begrifflichkeit in einem öffentlichen Diskurs einzubringen.
“Wir leben in einer postfaktischen Gesellschaft” –  so sprach es aus diverse Politikern, Bloggern und jedem, der dachte, seinen Senf zur aktuellen Debattenkultur beisteuern zu müssen. Nur hat sich anscheinend niemand eine entscheidende Frage gestellt: “Was heißt dieses Wort, dass so wunderbar intellektuell klingt, eigentlich?” – “Eigentlich” ist es ganz einfach: “post” heißt “danach” und “faktisch” bedeutet nichts anderes als “auf Tatsachen beruhend”. Die Erfinder dieses Wortungetüms wollen allerdings, damit auf den Fakt (höhö) hinweisen, dass unsere Gesellschaft ihre Meinungen und Entscheidungen nicht mehr auf Basis von Fakten trifft, sondern eben aus irgend etwas anderem heraus, zum Beispiel aus Emotionen, unvollständigem Wissen oder gar Unwahrheiten.
Öh ja, das mag so sein, aber was bitte schön daran ist “post”? War es denn jemals anders?
Das zumindest möchte man uns wohl weiß machen. Schauen wir doch mal einfach in die menschliche Geschichte und fragen uns, wann und wo hat der gemeine Pöbel (von der Führungselite ganz zu schweigen) denn faktisch entschieden und gedacht? Bei den 68ern, als man die Springer-Presse und deren hetzerische Inhalte für alles verantwortlich gemacht hat (jaja, auch da war man wohl  schon postfaktisch)? Oder davor, als der Mann mit Bart den Leuten was vom Kamel erzählt hat und dieses auf Basis von “Fakten” halb Europa und ganze Bevölkerungsgruppen in Brand gesetzt haben? Oder vielleicht als die Erde noch eine Scheibe war und jeder, der diesen Fakt angezweifelt hat, direkt von der Fakten schaffenden Institution Kirche oxidiert wurde? Bei den Römern, Ägyptern?
Wenn es überhaupt so etwas wie eine Fakten getriebene Epoche gab, dann doch wohl die Ära in der es Fakt war, dass, wenn der Säbelzahntiger schneller als man selber rannte, man ein ziemliches Problem hatte. Nun ja, zu diesen Zeiten war man halt auch noch mit den Konsequenzen recht direkt und im Zweifelsfall auch final konfrontiert, wenn man eben solche Tatsachen missachtete oder ignorierte.
Ansonsten basierten Fakten immer auf dem perspektivischem Weltbild, dass zu eben jener Zeit  oder Epoche vorherrschte.
So gesehen heißt postfaktisch also heutzutage nichts anderes: “Nach meiner Weltsicht ist das eine Tatsache und Deine Meinung weicht davon ab, kann also nicht richtig sein.” Es klingt halt besser als zu sagen: “Ich habe recht und Du bist doof”.
Vor Allem sollte man gewarnt sein, wenn Politiker dieses Wort in den Mund nehmen. Wenn man sich überlegt, wie oft in diesem Metier Fakten geschaffen werden…je nach politischer Couleur sehen die ja immer ein wenig anders aus…ach ja, über dieses Wortungetüm sollte man in diesem Zusammenhang auch mal resonieren…Fakten schaffen…

Die Quintessenz des Ganzen ist wohl, dass Menschen unabhängig von Epoche und Wissensstand immer irgend etwas nachgefaselt haben, was irgend jemand anders ihnen vorgesabbelt hat. Der Unterschied heutzutage ist einfach, dass die Auswahl an Blödsinn den man nachquatschen und wiederkäuen kann, durch moderne Medienkonstrukte exponentiell angestiegen ist…einfacher ausgedrückt, der Bottich voll Scheiße mit der man um sich Werfen kann ist in den letzten Jahrzehnten einfach nur um einiges größer geworden. Kein Mensch muss sich mehr die Mühe machen, wirklich fundierte Argumente für sein eigenes Weltbild zusammenzusuchen, die die eigenen Meinung bestätigende Statistik ist nur zwei Klicks weit entfernt. Würde man an dieser Stelle wirklich kritisch und vor allem faktisch arbeiten, dürfte man genau dann nicht aufhören zu suchen, sondern müsste sich auch der unangenehmen Aufgabe stellen, Quellen zu suchen, die die eigene Meinung und das eigene Weltbild eventuell aus dem Gleichgewicht bringen oder noch schlimmer, gar widerlegen könnten.
Früher ist dieser Mangel an kritischem Diskurs niemandem aufgefallen, weil das eigenen Weltbild und die damit verknüpften Parolen in den seltensten Fällen den Stammtisch oder die gesellschaftskritische Teetrinker-Runde verlassen hat. Heute ist dieser Stammtisch oder das besetzte Haus halt wesentlich größer geworden, nennt sich Facebook oder Twitter und trennt die Ideologien, welche verfolgt werden auch nicht mehr räumlich sondern verschmelztigelt dies alles zu einer ziemlich heterogenen Masse von teilweise sehr unappetitlicher Konsistenz. Nun kommt man sich halt in die Quere und muss sich mit der Meinung der anderen Seite auseinander setzen (oder auch nicht). Das ist eine neue Erfahrung für alle beteiligten Seiten und offensichtlich tut man sich recht schwer, damit umzugehen – man hat es ja auch nie gelernt. Die einen brüllen dumpfe Parolen um ihr noch dumpferes Weltbild zu rechtfertigen, die anderen versuchen mit wortreichem Pseudointellekt ihr eigenes Weltbild als das ultimative welche zu verkaufen.
Und was resultiert daraus: Jede Seite versucht der anderen, den größeren Haufen ans Bein zu kacken. Es stellt sich doch keiner die Frage, ob Trump, Petry oder Le Pen ein sinnvolles Wahlprogramm auf den Tisch legen sondern nur, wie sehr es “die anderen” (also alle, die nicht der eigenen Meinung sind) ärgert und somit die eigene rechte oder linke Pseudorevoluzerseele befriedigt.

Eigentlich sollte es nicht wundern, dass wir in einer immer stärker polarisierenden Welt leben: Wir haben wohl das erste mal in unsere Historie so etwas wie ein großes Miteinander (digital, politisch, gesellschaftlich).
Leider hat uns aber niemand beigebracht, wie wir damit umzugehen haben und welche Chancen sich daraus ergeben. Wir haben nicht gelernt, wie wir mit den Meinung und den geistigen Eskapaden Andersdenkender klar kommen, sondern verfallen immer noch dem eiskalten Lagerdenken: es sind immer die anderen gegen uns, schwarz und weiß, böse gegen gut. Früher ließ sich das ignorieren, der BILDzeitungsleser war der BILDzeitungsleser, der Spiegel-Konsument eben dieser. Berührungspunkte gab es nur partiell, geschimpft und gepöbelt hat man hauptsächlich in der Abwesenheit des anderen und im eigenen Kreise, seinem eigenen Soziotop.
Jetzt kann man sich die eigene Meinung gegenseitig gefragt und vor Allem auch ungefragt um die Ohren hauen. Mit den Folgen, dass die eine Seite sich immer mehr isoliert und extremisiert und die andere berufsempört ist. Interessanter Weise wird, was die Lösung dieses Konfliktes angeht, auf beiden Seiten dann eine Wortwahl ausgepackt und ein Arsenal an Möglichkeiten aufgefahren, welches einem die Fußnägel bis zum Anschlag hochrollt.

Da stehen wir nun, nach tausenden Jahren menschlicher Evolution, haben in der Tat den faktischen Säbelzahntiger nicht mehr zu fürchten, aber verwenden ein Großteil unserer Energie und erstaunlich viel Kreativität darauf, uns ein Weltbild zusammenzubauen, an dem wir leiden können und uns daran zugrunde richten, die Schuld immer bei anderen suchen oder einfach einer Utopie hinterher hecheln, von der wir eigentlich genau wissen, dass sie so nie Realität werden kann.
Geschichtsunterricht könnten wir uns eigentlich schenken, denn wir treten alle paar Dekaden in die gleiche gesellschaftspolitischen Fettnäpfe und vergessen recht schnell, welche fatalen Konsequenzen dies in den meisten Fällen nach sich gezogen hat.

Agent Smith hatte schon ganz recht als er zu Morpheus sprach:

“Wussten Sie, dass die erste Matrix als perfekte Welt geplant war, in der kein Mensch hätte leiden müssen? Ein rundum glückliches Leben! Es war ein Desaster. Die Menschen haben das Programm nicht angenommen, es fielen ganze Ernten aus. Einige von uns glauben, wir hätten nicht die richtige Programmiersprache euch eine perfekte Welt zu schaffen, aber… ich glaube, dass die Spezies Mensch ihre Wirklichkeit durch Kummer und Leid definiert. Die perfekte Welt war also nur ein Traum, aus dem euer primitives Gehirn aufzuwachen versuchte.”

Tja, gerne würde ich darauf irgend etwas erwidern. Aber jeder Tag, an dem ich feststellen muss, dass politisches Partizipieren eigentlich nur noch daraus besteht, sich Wort- und Argumentationsschablonen in sozialen Netzwerken um die Ohren zu hauen, News und Gegennews, Statistik und Gegenstatistik immer mit dem Anspruch der eigenen allumfassenden Wahrheit ohne kritisches Hinterfragen inflationär eingesetzt werden um den Gegner mundtot zu machen und Wahlen eigentlich nur damit gewonnen werden, der jeweils anderen Seite so viel Angst wie möglich machen zu wollen, lässt für mich nur den Schluss zu – und auch irgendwie die Hoffnung – das wir uns in Richtung Gipfel und dann hoffentlich Richtung Niedergang einer prefaktischen Gesellschaft bewegen.
Ich habe einfach keinen Bock mehr auf Verschwörungstheoretiker, Aluhutträger, Bessermenschen, Ideologen, religiöse Blendern und Verblendete, Demagogen, Anarchisten, Brexisten, Trumpisten (Liste beliebig fortsetzen)…ihr habt jetzt alle lange genug euren Spaß gehabt!

Was könnten wir alles schaffen, wenn wir die Kreativität, mit der wir versuchen uns unser Leben ständig gegenseitig madig zu machen, in gemeinsamen Vortrieb verwandeln würden. Wenn wir nicht ständig darüber lamentieren würden, wie unfair alles ist, dass es immer nur abwärts geht, dass wir in einer Welt mit denen da oben und uns da unten leben würden, dass alles nur eine große Verschwörung ist, dass….ach egal.
Überlegt Euch mal, wie viel Eurer Lebenszeit ihr darauf verschwendet, genau dies zu tun. Ehrlich gesagt, würde es mir auch verdammt schlecht damit gehen und mich final frustrieren, mich die ganze Zeit ständig empört und angepisst fühlen zu müssen.

Deswegen beende ich an dieser Stelle meinen Jahresend-Rant und beschäftige mich lieber mit sinnvollen und angenehmen Dingen. Gibt ja genug “Besorgte” und “Verbesserer” da draußen, die sich für uns alle darum einen Kopf machen können.

So long, over and out

Euer Tom

Die Laufsicht: Breisgau Triathlon 2016 – eine ganze halbe Sache

Ob es so etwas wie “einfache” Halbdistanzen gibt weiß ich nicht und kann es mit meinem aktuellen Erfahrungsschatz auf dieser Strecke auch nicht beurteilen. Eines steht aber fest: Für meine Premiere auf dieser Distanz habe ich mir, versehentlich, wohl eines der härtesten Rennen in dieser Kategorie – so der allgemeine Tenor in vielen Foren –  in unsern Breiten ausgesucht…und es war jeden Meter dieser Strecke wert!

Eigentlich sah der Plan für meine Mitteldistanz-Premiere ein wenig anders aus: Nachdem bereits die Entscheidung gefallen war, die (Half) Challenge Almere-Amsterdam zu meinem Hauptwettkampf des Jahres zu machen, wollte ich vorher noch einen regionalen Testlauf über diese Distanz in meinen Kalender aufnehmen. Da außerhalb von Challenge und Ironman Halbdistanzen leider ein wenig rar gesät sind, blieb die Ausahl zwischen dem Moret-Triathlon und dem Weilburgman, auf welchen auch meine endgültige Wahl fiel. Pünktlich zum Jahreswechsel war die Anmeldung raus, die Startgebühr überwiesen und der Termin im familiären Kalender geblockt. Also alles im Lot – so könnte man denken.
Leider nicht so ganz, denn Mitte April kam über Nacht die Meldung, dass der Weilburgman aufgrund von zu hohen Anforderungen an die Radstrecke seitens der Behörden und dem damit verbundenen organisatorischen und finanziellen Mehraufwand nicht mehr durchführbar sei und für dieses Jahr und auf unbestimmte Zeit nicht mehr stattfinden werde.
So etwas kann passieren und fällt einfach in die Kategorie “Dumm gelaufen” – dem gemeinen Triathleten ist aber auch klar, dass eine Umplanung “so spät” in der Saison auf einen Ersatzwettkampf nicht ganz so einfach ist, wie es am Anfang erscheinen mag. Bei verschobenem Termin stimmen die Trainingspläne plötzlich nicht mehr, die ein oder andere Veranstaltung ist schon ausgebucht, etc. pp. Halt all die Unwegsamkeiten, die sich einem so in den Weg schmeißen können.
Ein freundlicher Kommentar auf die Absageankündigung bei Facebook sollte die Lösung bringen – mir wurde der Breisgau-Triathlon, welcher sogar am selben Wochenende wie ursprünglich der Weilburgman statt finden sollte, als sehr lohnenswerte Alternative nahe gelegt. Ein paar kurze Nachforschungen in diversen Foren und auf einschlägigen Seiten ergaben, dass dieses Event trotz der harten Strecken absolut empfehlenswert sei und gerade durch seine familiäre Atmosphäre besteche. Ursprünglich war der Plan, nichts Überregionales für den Testlauf herauszusuchen, um zumindest den logistischen Aufwand in Grenzen zu halten, aber auch hier entstand aus ein paar Minuten Nachforschung eine im Nachhinein gesehen grandiose Lösung: Ohne diese jetzt näher auszuführen, sollten ein paar Schlagworte genügen – Breisgau, Ferienwohnung, Europapark, Strasbourg, Schwarzwald. Ein voll gepacktes Wochenende für die ganze Familie. Und auch wenn am Anfang der ein oder andere Zweifel seitens der Dame des Hauses gehegt wurde, war es am Ende für Alle ein rundum gelungener Kurzurlaub.

Aber zurück zum Thema: Nachdem die Anmeldung raus und die Ferienwohnung gebucht war, begann ich, mich als vorbereitende Maßnahme, genauer über dieses Rennen zu informieren. Dass der Breisgau nicht zu den flachsten Regionen in unserem schönen Land gehört, ist vermutlich jedem mit halbwegs vernünftigen Geographiekenntnissen klar – man hat dort den ein oder anderen Hügel (manche werden euphemistisch auch als Weinberge bezeichnet) aufgeschüttet und der Breisgauer als dortiger Ureinwohner kann mit diesen natürlich vortrefflich umgehen und baut sie somit auch mit Freude in eine 80 Kilometer lange Radstrecke und den darauf folgenden Halbmarathon ein. In Forenbeiträgen wird dann gerne auch mal von einem “anspruchsvollem Radkurs” und einer “herausfordernden Laufstrecke” gesprochen – in der Realität entpuppt sich dies allerdings dann ab und an schon mal als anspruchsvoller und herausfordernder als erwartet. Trotz allem sah das Höhenprofil auf diversen GPS-Trackingseiten zwar nicht besonders nett, aber machbar aus – wenn es in der Vorbereitung auch ein wenig Magengrummeln hinterließ.

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Abarbeiten der mentalen Checkliste: Ist alles dort, wo es hin muss?

Nach dieser Vorgeschichte und einem grandiosen Wochenenden mit der Holden und dem Junior (im Europapark, Strasbourg, etc, siehe oben) stand ich also pünktlich am 21. August mit knapp 200 anderen Athleten an der Startlinie am Müllersee in Riegel um die 2 Kilometer Schwimmen, 80 Kilometer Radfahren und 21 Kilometer Laufen in Angriff zu nehmen. Sogar (dass erste mal während eines Wettkampfes) mit Neopren, weil der Herr von der DTU mit dem inzwischen berüchtigten DTU-Meter eine Wassertemperatur von unter 22,9°C herbei gemessen hatte. An der Startlinie wurde dann doch noch diskutiert, wo gemessen wurde (falscher See, in 5 Meter Wassertiefe, etc.), denn die Temperatur des Gewässer entsprach eher der eines Warmbadetages in einem Hallenbad. Sei es wie es sei, die Pelle wurde übergestreift (vielleicht war es ja draußen im See ein wenig kälter) und pünktlich um 9:00 ertönte zu den fast schon traditionellen Hells Bells von ACDC der Startschuss.

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Geometriekenntnisse benötigt – erst wird ein Dreieck geschwommen, dann ein Quadrat…

Ein Dreieck und ein Quadrat mussten wir schwimmen um die volle Distanz zu erreichen – so die Vorgabe des Streckensprechers – und so nahm ich mit den 200 geometrisch ebenfalls bewanderten Kollegen den direkten diagonalen Weg zur ersten Wendeboje am anderen Ende des Sees. Das Startareal zog sich doch recht stark in die Breite. Die berüchtigte Keilerei in der viel zitierten Waschmaschine fiel somit größtenteils aus und die ersten 400 Meter ließen sich angenehm und fast ungehindert schwimmen. Da ich dazu tendiere auf der Schwimmstrecke immer alles raus zu hauen was die Arme hergeben, musste ich mich wie auch später immer wieder selbst daran erinnern, dass ich nicht auf einer Kurzdistanz unterwegs war und mich regelmäßig einbremsen um nicht alles Pulver direkt zu verschießen. Also erstmal keine Tempo-Scharmützel, kein All-Out, sondern gleichmäßig durchs Wasser pflügen. Zu meiner eigenen Überraschung stieg ich aber trotzdem bereits nach etwas über 32 Minuten aus dem See (meine eigene Vorgabe lag bei etwa 34 Minuten) und kam trotz Allem doch noch recht entspannt in der ersten Wechselzone an. Da ich das Ausziehen des Neos nicht vorher explizit geübt hatte, sah ich mich schon einen der gefürchteten Wechselzonen-Pellentänze aufführen, allerdings verlief das Entblättern erstaunlich unkompliziert und nach etwa 4 Minuten saß ich auf meinem Bike. Die Radschuhe hatte ich in den Wechselbeutel gepackt, was sich aufgrund des matschig-steinigen Bodens im Bikepark als sehr vernünftig erwies (jaja, nicht immer ist die “coole” Variante mit eingeklinkten Schuhen am Bike auch die Beste).

Es folgte die acht Kilometer lange Anfahrt zum Rundkurs und das alt bekannte Phänomen: Wenn Du gut schwimmen kannst, dann können die ersten Kilometer der Radstrecke psychisch hart werden, denn dort kommt die Welle an Radmonstern von hinten angerollt, die zwar alle schlechter schwimmen, aber verdammt schnell fahren können. Bereits hier dämmerte mir, dass die Anzahl der “Nur-Ankommer”, welche man ja bei olympischen Distanzen und Großevents in genügender Zahl finden kann, bei diesem Triathlon doch wohl eher geringer ausfallen dürfte. Das Tempo war von Anfang an hoch, aber ich widerstand der Versuchung mitzufahren. Zum Einen, weil ich noch ohne Erfahrung auf dieser Distanz war und mich an meine eigene Energieverwaltung erstmal herantasten wollte, zum Anderen, weil ich zwar das theoretische Höhenprofil der Strecke kannte, aber keine Chance hatte, sie mir vorher anzusehen. Alles was ich wusste war, dass jede Runde etwa 340 Höhenmeter hatte, die sich aber “nur” auf etwa 7 Kilometer der Runde verteilten. Von daher hieß es vorsichtig sein und sich nicht schon am Anfang zerstören.

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Schwarzwaldrunfahrt – sieht harmlos aus, hat es aber in sich…

Kurz nach der Ortsdurchfahrt Malterdingen begann dann der erste Anstieg, was sich optisch schon durch Grüppchenbildung im Feld vor mir ankündigte. An der Stelle konnte ich mich zwar an den ein oder anderen Kollegen wieder heranarbeiten, blieb aber trotzdem vorsichtig, da ich in der ersten Runde noch keine Ahnung hatte, wie lange der Anstieg über die ersten 200 Höhenmeter sich noch hinziehen würde. Insgesamt sind es mehr oder weniger drei Stufen mit kurzen Flachstücken dazwischen – so gesehen eigentlich machbar, aber es wird von Runde zu Runde schwerer und beim dritten und letzten Mal war ich froh, einfach nur noch drüber rollen zu können. Nach dem Anstieg ging es in eine rasante Abfahrt, in der mich nicht nur viele Mitstarter sondern auch die Erkenntnis überrollte, dass ich wohl bei solchem Gefälle lernen muss wesentlich gnadenloser abzufahren – aber nicht so gnadenlos wie der Herr, den es am Ende des Gefälles im Graben zerlegt hat und von der Truppe vom Verein Weiß-Rot abtransportiert werden musste (gute Besserung an der Stelle).
Die Radstrecke windet sich danach durch ein paar Ortschaften und führt dann in die Weinberge – der Anstieg hier ist überschaubar (ca. 60 HM auf etwa 1,5 Kilometer mit ein paar kleineren Rampen), dafür ist die Abfahrt teilweise sehr hakelig (enge 90° und S-Kurven), ganz besonders, wenn es wie in der zweiten Runde anfängt, aus Kübeln zu schütten, der Weg samt Matsch rutschig wird und die Bremsen nur noch bedingt greifen. Die Strecke ist zwar gut ausgeschildert und die Gefahrenstellen mit Strohballen und Streckenposten ausgestattet, aber hier sollte wirklich die Vernunft siegen und das Interesse in einem Stück samt Fahrrad wieder unten anzukommen.

An dieser Stelle ist wohl auch mal ein Einwurf zum Thema Streckenposten und Zuschauer sowohl auf der Rad- als auch der Laufstrecke angebracht: Sicher findet man keine Zuschauermassen und Nester, wie wir sie von den großen Events kennen. Aber jedes Dorf, jedes Städchen dort in der Umgebung beteiligt sich an diesem Triathlon, an vielen Stellen ist die Freiwillige Feuerwehr als Streckenposten im Einsatz, sehr viele Anwohner platzieren sich im Liegestuhl vor ihren Häusern, bauen eigene kleine Stimmungsnester und feuern jeden Einzelnen frenetisch an. Man hat das Gefühl als Athlet, dass die ganze Region hinter diesem Event steht und ich bin immer noch fasziniert, dass das Verhältnis von Athleten und Helfern bei “nur” 500 Startern auf Mittel- und Jedermanndistanz bei ziemlich genau 1:1 liegt. Ein ganz großes Dankeschön und “Daumen Hoch” hierfür!

Zurück zum eigentlichen Rennen. Nach drei auch zeitlich eher durchwachsenen Runden, rollte ich mit einer Radzeit von 2:53 in die zweite Wechselzone in Malterdingen – etwa 20 Minuten langsamer, als ich mir zum Ziel gesetzt hatte. Ich wollte einen Schnitt um die 31 km/h fahren, am Ende wurden es aber nur ca. 28 km/h. Der Wechsel gestaltete sich als Luxus: Das Rad wird einem direkt abgenommen, der Beutel wird einem angereicht und man bekommt sogar einen persönlichen Wechselassistenten, der einem beim Verstauen der Radsachen hilft. Das kannte ich in dieser Form bisher nicht oder wenn, dann nur für die Profis.

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Sieht von oben eigentlich gar nicht so gemein aus – die Laufstrecke

Nach weiteren 2,5 Minuten ging es mit dem Gefühl “Keine Ahnung wie da jetzt noch 21 Kilometer gehen sollen” auf die berüchtigte Laufstrecke. Nachdem ich auf den ersten 3 Kilomteren “Einlaufrunde” doch wieder einige der auf dem Rad weggefahrenen einsammeln konnte, kamen plötzlich auch die Beine wieder zurück – gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Einstieg in die Weinberge…nennen wir diesen hier einfach mal freundlich DIE WAND. Ich wusste ja vorher schon, dass es dort aufwärts geht (ca. 100 HM), nur war mir nicht klar, wie weit und wie steil. Und auch wenn ich den Brunnenfestlauf (siehe Bericht) mit seiner Steigung für hart gehalten hatte, dann war das hier noch einmal ein ganz anderes Kaliber – gerade dann, wenn man erst kurz vorher die 80 Kilometer auf dem Rad beendet hat. Aber es ist wie es ist, und wenn man bis ins Ziel kommen will, dann muss man da durch. Der gleichmäßige kleine Laufschritt kann hier Wunder wirken, und so ging es kontinuierlich den Berg hoch. Auch hier hält die Strecke noch einmal eine kleine Überraschung bereit: Wenn man glaubt, man sei ganz oben angekommen, folgt plötzlich noch einmal ein kurzer steiler Anstieg. Danach bleibt es dann zwar wellig, aber mit stetiger bergab Tendenz. Man kann es also laufen lassen und lediglich der Gedanke, dass man da noch ein zweites mal durch bzw. hoch muss, verdirbt einem an der Stelle ein wenig den Spaß.
Die erste Runde war dann auch in knapp unter 52 Minuten gelaufen und somit fast schon schneller als die 10,5 Kilometer auf meiner letzten Kurzdistanz, die genau 0 (in Worten null) Höhenmeter hatte. Manchmal verstehe ich meine Beine nicht (dass beruht vermutlich auf Gegenseitigkeit)…und bis Kilometer 14 ging es locker weiter. Dann stand ich das zweite mal vor DER WAND und vor einer Entscheidung: Meine Beine wussten es, ich wusste es – entweder nochmal hoch laufen und dann in den Weinbergen untergehen oder aber einen Gang zurückschalten, mit gestrecktem Gang den Berg hochmarschieren und nach dem Anstieg nochmal richtig durchziehen. Zweiteres war das Mittel der Wahl und die absolut richtige Entscheidung. Trotz der Wandereinlage kam der Kollege hinter mir nicht wirklich näher und der vor mir konnte auch nicht weg laufen. Dafür konnte ich nach erfolgreichem Aufstieg ohne Probleme wieder mein normales Lauftempo aufnehmen und auf den letzten 5 Kilometern noch ein paar weitere Athleten einsammeln. Im Endeffekt habe ich dadurch am Ende vielleicht 3-4 Minuten verloren, also eine sehr überschaubare Zeit. Die letzten 2 Kilometer, welche kontinuierlich bergab führen, waren dann von ein paar Beinahe-Krampfanfällen in der linken Wade begleitet, die ich aber kurz vorher gerade abfangen konnte.
Am Ende durfte ich mir sogar noch einen Zielsprint mit einem Athleten hinter mir gönnen – der aber eigentlich nur aus Frust zustande kam, weil mir auf dem roten Teppich aufgrund einer Windböe ein Absperrpoller samt Band in den Weg geweht wurde, beim Ausweichen die Wade endgültig zumachte und ich kurz stehen bleiben musste. Den Platz, wenn auch nur hinteres Mittelfeld wollte ich trotzdem nicht mehr hergeben. 😉
Summa Summarum stand am Ende eine Laufzeit von 1:49h zu Buche (meine eigene Vorgabe war um die 1:45, also absolut im Soll) und eine Gesamtzeit von 5:21h sowie die Erfahrung, meine erste Mitteldistanz bei einem absolut genialen und herausfordernden Wettkampf bestritten zu haben. Großartige Organisation, super Strecke, tolle Helfer und eine so dahinter stehende Region, da  kann sich so manches Großevent die ein oder andere Scheibe abschneiden.

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Nach insgesamt 103 Kilometern: Am Ende doch noch ein Zielsprint mit Fotofinish… 😉

Bei der Frage, ob das Event für Einsteiger auf dieser Distanz geeignet ist, kann ich lediglich mit einem ganz entschiedenen “Kommt drauf an” antworten. Wenn es nur darum geht, mal eine Mitteldistanz gemacht zu haben und irgendwie durchzukommen, dann dürfte beziehungsweise könnte dass für viele Neulinge sehr frustrierend werden. Ich persönlich fand das sportliche Niveau dort durch die Bank weg sehr hoch, bis auf eine handvoll Athleten blieben alle Zielzeiten unter 6 Stunden und damit wird es in diesen Bereichen natürlich sehr schnell sehr einsam.
Wer aber mal wissen möchte, wo er in seinem Sport mit seinen Leistungen steht, auch vor schwierigen Aufgaben keine Angst hat und auch ein wenig ambitionierter ist, der ist dort genau richtig aufgehoben.

Mir hat es trotz aller Strapazen unendlich viel Spaß gemacht, es hat mir gezeigt, wo ich richtig trainiert und gearbeitet habe aber vor allem auch, wo meine Schwachstellen liegen – diese werden dort gnadenlos aufgedeckt – und wo ich mich verbessern kann/muss.
Mit Sicherheit war ich nicht das letzte mal dort und mein Ziel (wenn auch dieses Jahr ziemlich verfehlt) bleibt, dort die 5 Stunden-Marke zu knacken.

Wir sehen uns im Ländle…

Die Pille fürs Ego und die Chemie des Selbstbetrugs

Eigentlich ist es ja ein ausgelutschtes Thema: regelmäßig werden in der Zeit vor Olympischen Spielen alte Dopingskandale neu aufgerollt und medienwirksam präsentiert und nebenher noch jede Menge neue Fälle, Sünder und die Machenschaften ganzer Verbände enttarnt. Wirklich überraschend ist nichts davon, denn “geahnt hatten wir es schon immer”. Dabei geht aber ein Phänomen völlig unter – eines, dass auch psychologisch hoch interessant ist und tiefer blicken lässt, als es so manchem lieb wäre.

Sind wir ehrlich: Wer war wirklich vom Fall Lance Armstrong überrascht, wem waren die “Frauen” der chinesischen Schwimm-Nationalmanschaft nicht schon immer suspekt und ist es wirklich so verwunderlich, dass es im russischen Leichtathletik-Verband wohl eine eigene Task Force für pharmazeutische Leistungssteigerung gibt? Doping ist so alt wie der Spitzensport und die Tatsache, dass es die Professionalisierung diverser Sportarten zugenommen hat und weiterhin zunimmt, hat mit Sicherheit nicht dazu geführt, dass der Missbrauch leistungssteigernder Mittelchen irgendwie stagniert wäre. Die einzig interessante Frage, die hier bleibt wäre wohl nur, was denn die Olympioniken der alten Griechen vor ihren Wettkämpfen so alles eingeworfen haben um ein wenig schneller flitzen zu können als der ein oder andere Römer.

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Die Verwendung diverser Mittelchen und Methoden pharmazeutischer Herkunft lässt sich im Spitzensport und vor allem im Profibereich sogar noch halbwegs plausibel erklären und dass sogar ohne das man Verständnis oder sonstige seltsame Dinge dafür aufbringen müsste: Es geht schlicht und einfach um die eigene Existenz, bzw. in Sportarten, in denen etwas mehr Geld im Spiel ist, die Wahrung und/oder Verbesserung des eigenen Marktwertes. Das fängt an beim kenianischen Langstreckenläufer, dem die Berufung in das nationale Team die Lebensgrundlage für seine gesamte Familie über Jahre hinweg sichert und hört auf beim millionenschweren Radprofi, dem ein weiterer Tour-Sieg noch das ein oder andere Milliönchen zusätzlich in die Kasse spült. Von der Befindlichkeit des Nationalstolzes so mancher Verbände möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen, aber auch dies geht und ging ja immer mit einer monetären Veränderung (und bei so manchem Regime natürlich auch der Chancen im späteren Leben des Sportlers) einher.
Also, ist das unmoralisch (vielleicht sollte man besser unfair schreiben, da Moral ja immer etwas sehr Subjektives ist), wenn ich “nur” versuche, meine berufliche Existenz (egal auf welchem Level) zu sichern? Mit absoluter Sicherheit, denn durch den eigenen Betrug verwehre ich eben diese Existenzsicherung meinen Mitbewerbern, die genau so davon leben müssen und im Grunde nur zwei Möglichkeiten haben: Mit dem Nachteil leben lernen oder das hässliche Spiel mitspielen. Was passieren kann, wenn sich eine ganze Sportart dafür entscheidet Variante 2 zu wählen, konnte man in den letzten Jahren eindrücklich beobachten.
Wie dem auch sei, materialistische Gründe sind psychologisch nicht besonders schwer nachzuvollziehen und können in vielfacher unschöner Auswirkung sowohl in der Sport- als auch in sonstigen Historien beliebig und ohne größere Aufwände vorgefunden und nachvollzogen werden.

Etwas verzwickter wird es, wenn wir einen Blick auf den Amateur- und Breitensport werfen, der sich in den letzten Jahren durchaus auch einen Namen im Bereich der unerlaubten Hilfen in der Leistungssteigerung gemacht hat. Das reicht von der billigsten Variante des Einnehmens irgendwelcher Schmerzmittel bis hin zum Erwerb und der Verwendung teuerster Dopingpräparate, bei denen wohl selbst ein Doktor Fuentes inzwischen neidisch werden würde, oder aber auch das illegale technische Tuning des eigenen Sportgerätes.
Sehr schnell stellt sich hier die Frage: Warum zum Teufel? Als Amateur oder Breitensportler muss ich keine Rechnungen von irgend welchen Prämien oder Sponsorengeldern bezahlen oder mich darum sorgen, dass bei schlechten Ergebnissen nur noch billigstes Essen auf dem Tisch steht, da das Geld für etwas Ordentliches fehlt. Eher im Gegenteil – ich zahle einen Haufen Kohle um irgendwo mitmachen zu dürfen. Warum muss ich meinen Körper und/oder auch mein Gewissen mit einem solchen Ballast beladen? Ich habe doch trainiert, um zu wissen, was ich leisten kann, um zu wissen wie gut ich bin und an welche Grenzen ich gehen kann und nicht darum, um herauszufinden, wie gut der Pharma-Konzern gearbeitet hat. Egal ob mit Epo oder Aspirin, am Ende werde ich nie wissen, ob und vor allem wie gut ich war oder hätte sein können.
Sperrt man dann ein wenig die Ohren und auch die Augen auf, wird aber sehr schnell eine “Argumentationslinie” deutlich: “Die anderen machen es ja auch und damit man eine Chance hat spiele ich halt mit.” Grob gesagt, der gleiche Bullshit, wie bei den Profis. Aber, und das ist der entscheidende Unterschied, hier geht es nicht um Geld oder Marktwert, sondern einzig und alleine ums eigene Ego, es geht um den totalen Selbstbetrug. “Die Anderen” können das, da muss ich unbedingt mithalten könne, egal unter welchen Umständen. Wenn ich nicht mithalten kann, werde ich immer und überall abgehängt, “die Anderen” sind die Erfolgreichen, ich der Loser, der kann einen Marathon finishen, dass muss ich auch, der ist ein Ironman, das brauche ich auch in meinem Lebenslauf, etc. pp.
Wir leben in einer Zeit, in der sich ein Großteil von uns immer stärker in Relation zu seinen Mitmenschen definiert und immer weniger über die eigenen persönlichen Stärken und Schwächen, das altbekannte “Mein Auto, mein Haus, mein Boot”-Syndrom. Es reicht uns nicht, dass es uns gut geht, wir wollen, dass es uns besser geht, besser als dem Kollegen, dem Nachbarn oder dem Sportkameraden. Und wenn es der Körper nicht hergibt, den Marathon, den der Kollege aus Büro C5 bereits erfolgreich gelaufen ist, selber zu bewältigen, weil man bei Kilometer 30 vor Schmerzen fast stirbt, dann wird halt mit Paracetamol nachgeholfen. Und wenn der Vereinskamerad bereits die 3:30h unterboten hat, dann muss man dass selber ja auch auf Teufel komm raus schaffen, oder der Status-Verlust im eigenen sportlich und sozialen Umfeld ist garantiert – so glaubt man zumindest.
Ob es den Kollegen oder den Sportkameraden interessiert, dass man nun besser oder genau so gut ist, ist unerheblich. Denn man selbst hat sich bewiesen, dazuzugehören. Das eigene Ego ausgetrickst und poliert. Denn man hat doch die Leistung erbracht, mit den Mitteln, die einem zur Verfügung stehen. Und eigentlich ist es ja auch nicht schlimmer, als der ein wenig frisierte Lebenslauf bei der Bewerbung, oder? Oder vielleicht die etwas modifizierte Steuererklärung? Und überhaupt, es ist ja nur Sport, die anderen sind garantiert auch nicht clean und somit ist es wenigstens ein fairer Wettkampf…
Die haarsträubend relativierenden Beispiele für Selbstbetrugsversuche ließen sich vermutlich noch über Seiten ausführen, ändern aber an der Quintessenz nichts:

Egal, wie man es dreht und wendet, letztendlich bleibt es nur eines: Selbstbetrug. Es hat überhaupt keine Relevanz, ob “die Anderen” in irgend einer Weise nachgeholfen haben oder nicht. Jede Art der Rechtfertigung vor einem selber, ist nur eine Verar***e des eigenen Egos. Denn eines werde ich als Doper nie erfahren: “War wirklich ich so gut oder hat nur ein Chemiker einen verdammt guten Job gemacht”…und eigentlich stellt sich für einen echten Sportler, egal in welcher Sportart, immer nur eine Frage am Wettkampftag: “Wie gut bin ich wirklich!”

In diesem Sinne
Bleibt sauber!

Die Laufsicht: Brunnenfestlauf Oberursel oder “flach kann ja jeder”

Genug mit mir selbst gehadert: Nach einem Tag hin- und her mit meinem Ego, die gesetzte Zielzeit nicht erreicht zu haben und, nach ein wenig Reflexion (danke Alex), der Erkenntnis, dass die Erwartungen zu diesem Zeitpunkt und unter diesen Umständen eigentlich so gar nicht realistisch waren, ist es jetzt an der Zeit, ein paar Worte über ein an sich hochinteressantes Laufevent zu verlieren.

Bei einem Blick auf die Strecke und das Höhenprofil war eigentlich von Anfang an klar: Einen Angriff auf die eigene Bestzeit über 21,095 km konnte es bei diesem Lauf nicht geben. Dagegen sprachen neben diversen Bodenbeschaffenheiten (von Kopfsteinpflaster bis Waldpfad) auch und vor Allem die im Streckenplan vermerkten insgesamt 337 Höhenmeter, von denen sich die Meisten bei Kilometer 3 und Kilometer 13 in Form eines “markanten Anstieges”, wie es die Ausschreibung euphemistisch formulierte, im Wald versteckt hatten. Aber, ohne Zielzeit kein Wettkampf und so sollte es im Endergebnis eine Zeit knapp unterhalb der 1:40h werden…dachte ich.

Allerdings, wie ein viel bemühtes Zitat zu sagen weiß: “Kein Plan übersteht den ersten Kontakt mit dem Feind”. Und dieser Satz sollte auch dieses mal wieder seinen Wahrheitsgehalt unter Beweis stellen.

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Bei schönem Wetter und knapp 25° fiel der Startschuß zum diesjährigen Brunnenfestlauf für die 10 Kilometer- und Halbmarathon-Läufer pünktlich um 10:00 Uhr auf dem Marktplatz in Oberursel. Nach einer kleinen Runde mit Gefälle führte die Strecke in den Maasgrund, wo sich ab Kilometer 2 erahnen ließ, dass die Strecke nicht wirklich flach verlaufen würde. Der ominöse “markante Anstieg” sollte kurz darauf folgen und kündigte sich in Form der ersten gehenden Läufer bereits am Waldrand an. 800m sind von der Strecke her an sich überschaubar, mit knapp 100 Höhenmetern gewürzt werden sie allerdings schwer verdaulich. Dies gilt ins Besondere dann, wenn man keine Ahnung hat, wie man so etwas in den eigenen Wettkampf integrieren soll. Natürlich, ich laufe auch im Training gerne Anstiege hoch, da stört es aber nicht, wenn man hinterher gemütlich weiter trabt. Was aber, wenn man so etwas noch nie unter Wettkampfbedingungen und Pace ausprobiert hat und einem auch noch die Erkenntnis ins Hirn kriecht, dass man da ja bei Kilometer 13 noch mal hoch muss. Also “Fire and Forget” (möglichst schnell hoch) oder doch lieber “spazieren gehen”. Ich entschied mich für eine Variante, die im Training eigentlich immer ganz gut funktioniert, gleichmäßig mit vernünftigem Speed den Hang hoch – im Nachgang betrachtet vermutlich die falsche Entscheidung, ebenso wie der Gedanke, dass es ja auf der zweiten Hälfte der Runde bergab gehen würde und man dort wieder ein wenig Kraft tanken könnte. Das dies zwar für vieles, jedoch nicht für die Beinmuskulatur gilt, sollte ich später noch erfahren.
Freundlicherweise befand sich kurz hinter dem Anstieg die erste Verpflegungsstation. Auch wenn man erwartet, dass nach diesem Anstieg dass Schlimmste für die erste Runde überstanden ist, wird es bis zum höchsten Punkt an der Klinik Hohemark noch nicht wirklich netter. Bis dorthin darf man sich über einen leichten stetigen Anstieg mit der ein oder anderen kleinen Welle freuen, bevor es zweieinhalb Kilometer abwärts über Waldwege Richtung Königsteiner Strasse geht. Hier trennen sich die Wege der 10km- und der Halbmarathon-Strecke das erste Mal. Während die 10km Läufer direkt auf die Straße Richtung Oberursel einbiegen dürfen, vollführt die Halbmarathonstrecke einen kleinen Bogen über einen schmalen Waldpfad, bevor sie auf die Königsteiner Straße mündet. An dieser Stelle wird es dann etwas zäh: Nach dem ganzen Auf und Ab geht es wieder über flachen Asphalt, der nach einem weitern kurzen Anstieg fast schon zu einem recht steilen Zielschuß wird – in der ersten Runde allerdings nur für die 10km Läufer. Der Rest biegt wieder in den Maasgrund ab und darf sich geistig und moralisch schon mal auf den unvermeidlichen zweiten Anstieg “freuen”.
Nach kurzer Diskussion zwischen meinen Beinen und mir entschieden wir im Konsens, das Hochspazieren unter allen Umständen zu vermeiden und dieses, dem Namen der Sportart entsprechend, laufend zu überstehen. Motiviert davon, dass ich bereits zu Beginn des Anstieges noch ein paar Mitläufer einsammeln konnte, versuchte ich mit möglichst konstantem Schritt mein Glück ein zweites Mal – was auch gelang, vermutlich aber doch um einiges langsamer als in der ersten Runde (wie eh und je laufe ich Wettkämpfe ohne Uhr, kann also nicht vergleichen) und mit kostspieligem Energiebedarf. Es folgte erneut die Wasserstation und der weitere Aufstieg bis zur Klinik bei Kilometer 15. Meine Beine führten an dieser Stelle kurzzeitig eine Urabstimmung zu einem Generalstreik durch, der aber durch geschicktes Verhandeln der Tarifparteien abgewendet werden konnte, insbesondere da der schwierigste Teil der Strecke endgültig überwunden war. Auf dem Weg abwärts kam mir dann der Gedanke, dass solch profilierte Kurse eventuell von der Renneinteilung doch anders funktionieren, als ein ebener Straßenlauf. Konnte ich in den Anstiegen trotz motzender Beine noch mit dem Läufer vor mir Kontakt halten, war der Abstand bergab plötzlich auf zwei-, dreihundert Meter angewachsen. Anmerkung am Rande: eine Orientierung an Mitläufern auf der zweiten Runde ist deshalb schwierig, da sich nach der ersten Runde die 10 Kilometer-Truppe bereits verabschiedet hat und sich die ca. 200 Halbmarathon Teilnehmer auf den gesamten 11 Kilometern des Rundkurses verteilen.
Mit Einbiegen auf die Königsteiner Strasse auf den letzten Kilometern reifte in mir die Erkenntnis, dass auch das Rennen in der Ebene nach so einem Auf- und Ab kein Selbstläufer (höhö) mehr ist, einem die letzten gar nicht so schwer geglaubten Kilometer noch einmal kräftig ins Gehwerk fahren und auch der letzte nur noch bergab führende Kilometer nur noch sehr eingeschränkt Spaß macht.
Nach einem kurzen Anstieg ging es nochmal über Kopfsteinpflaster Richtung Ziel und Uhr, die eine besch… öhhh… gar nicht so schöne 1:43 h zeigte. Strecke gemeistert, Zielzeit um 3 Minuten verfehlt. Ärgerlich…

Nachdem ich aber nun genug an mir gezweifelt habe, ist es vernünftig einfach mal die wirklichen Tatsachen zu betrachten: Meine bisherige Bestzeit von 1:35 bin ich unter fast optimalen Bedingungen beim Frankfurt Halbmarathon gelaufen und die Trainingsbelastung vor diesem war wesentlich geringer. Hinzu kommt, dass ich vermutlich auf Grund meiner Unerfahrenheit mit “profilierten” Strecken  in der Renneinteilung ein paar Fehler gemacht habe, am Hang zu hart gelaufen bin und die Muskelermüdung bergab unterschätzt habe. Im Training stört es halt nicht, wenn man nach ein paar Bergan-Läufen mit einem langsamen Schnitt die letzten Kilometer nach Hause trabt, im Wettkampf ist das dann doch eher ein wenig kontraproduktiv.

Letztendlich ist es vermutlich Jammern auf sehr hohem Niveau, sich über eine solche Zeit bei einer solchen Strecke zu ärgern. Ja, ich hätte gerne meine Zielzeit geknackt! Ja, ich wäre gerne besser gewesen. Trotz Allem war es gut und vielleicht eine ähnliche Leistung wie beim Frankfurt Halbmarathon, wer weiß. Ein weiterer positiver Effekt: Ich habe jetzt zumindest eine Ahnung, was mich im August im Breisgau erwartet.

Den Brunnenfestlauf in Oberursel kann ich jedem ambitionierten Läufer nur empfehlen. Die Strecke ist landschaftlich erste Klasse, die Organisation absolut super und die Teilnehmerzahl absolut angemessen und angenehm. Beim Schwierigkeitsgrad bediene ich mich mal mangels Erfahrung mit solchen Läufen für die Bewertungen bei diversen Lauf-Blogs und Webseiten: Die Bandbreite der Einschätzung reicht hier von anspruchsvoll- bis sehr anspruchsvoll. An dieser Stelle kann ich mich nur anschließen: Einfach ist was anderes! Der nächste Level sind vermutlich dann vollwertige Bergläufe.

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Eine weitere entscheidende Erkenntnis möchte ich dem Leser aber nicht vorenthalten: Auch die Dame des Hauses hat sich an diesem Lauf beteiligt und über 5 Kilometer ihren ersten gezeiteten Wettkampf bestritten – und dies um einiges schneller als sie es von sich selbst erwartet hat (kleine Info am Rande: sogar schneller als mein erster 5er, aber psst, nicht weiter sagen). Ich hatte sie zwar im Vorfeld dahingehend informiert, dass dies genau so geschehen würde, aber da ich da ja nur bedingt Ahnung vom Laufen haben, muss man mir ja nicht glauben. 😉
Vielleicht ist ja auch da der Funke übergesprungen.

 

Infos zum Brunnenfestlauf:
brunnenfestlauf.de